Dem deutschen Immobilienmarkt fehlt es an Transparenz
Was muss getan werden?

01.03.2005 15:30
Laut einer Studie des Münchner ifo Instituts für Wirtschaftsforschung gibt es auf dem Immobilienmarkt in Deutschland zu wenig Transparenz. In Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigen die Forscher in Ihrer Studie „Fluktuationen des Wohnimmobilienmarktes“ auf, dass dem deutschen Immobilienmarkt ein in anderen Ländern schon längst gängiges amtliches Berichtssystem fehlt. Zudem sagen die Autoren langfristig ein Sinken der Wohnungspreise voraus.

Bestimmend für die Dynamik des Wohnimmobilienmarktes ist vor allem die Veränderung des Einkommens der jungen Haushalte. Das ist auf deren Kreditbeschränkung zurückzuführen. Da nach Ansicht der Verfasser in den nächsten 20 bis 30 Jahren deutlich weniger junge Haushalte nachrücken werden, werden die Preise für Wohnimmobilien langfristig sinken. Das Institut für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen (ifs) weist in diesem Zusammenhang allerdings darauf hin, dass bei solchen langfristigen Prognosen eine große Unsicherheit bezüglich der Wahrscheinlichkeit des Eintritts besteht. Zudem geht aus der ifo-Studie hervor, dass sich die Preise für Wohnimmobilien in Schüben entwickeln. In den vergangenen 30 Jahren sind die Preise von Wohneigentum langsamer gestiegen als der Preisindex für die Lebenshaltung, die Realpreise sind also leicht rückläufig. Ein weiterer Gesichtpunkt der Studie zeigt, dass die meisten privaten Haushalte für den Erwerb von Wohneigentum einen Großteil ihres Gesamtvermögens ausgeben. Schwankt der Wert dieses Wohneigentums, so hat das Konsequenzen für das Verhalten der Haushalte auf den Güter- und Arbeitsmärkten, besonders auch im Bausektor. So können Schwankungen des Immobilienmarktes den Konjunkturverlauf beeinflussen – positiv und negativ.

Immerhin macht das Bauvermögen rund 80 Prozent des gesamtwirtschaftlichen Kapitalstocks aus, mehr als die Hälfte dieses Bauvermögens entfällt auf Wohngebäude. Obwohl die Schwankungen der Wohnungspreise in Deutschland weniger stark ausgeprägt sind als in anderen europäischen Ländern, ist das Phänomen dieser Schwankungen auf dem Immobilienmarkt auch von wirtschaftspolitischer Relevanz. Trotzdem gibt es in amtlichen Statistiken keine verwendbaren Daten zu Preisen und Transaktionsvolumina in der Immobilienbranche. Nicht nur die Autoren der Studie fordern einen solchen Preisindex, auch Nutzer von Statistiken im Immobilienbereich, wie beispielsweise die Europäische Zentralbank (EZB), sind der Ansicht, dass ein einheitlicher Immobilienpreisindex in Deutschland von Vorteil wäre. Eine Vereinheitlichung auf Bundesebene ist eine wichtige Basis für eine effiziente Wohnungsbaupolitik.

Frühere Versuche, geeignete amtliche Berichtssysteme zu entwickeln, scheiterten stets an den zu erwartenden Kosten. Zurzeit aber scheint ein einheitlicher Preisindex wieder möglich. Ein vom Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat) gestartetes Pilotprojekt wertet derzeit Preisentwicklungen für neu gebaute Wohnmimmobilien aus. Auf diese Daten will das Statistische Bundesamt aufbauen und dann regelmäßig einen Immobilienpreisindex berechnen und herausgeben. Damit wird die längst erforderliche Transparenz auf dem Immobilienmarkt auch in Deutschland realisiert.

Quelle: ISTA-Aktuell

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