Neue Wohnungen braucht das Land
Steigende Mieten in NRW prognostiziert

19.04.2006 19:00
In Nordrhein-Westfalen wird zu wenig gebaut, darüber können auch örtliche Leerstände nicht hinwegtäuschen. Nach Einschätzung der LBS West werden die Baupreise deshalb keinesfalls sinken, die Mieten in etlichen Regionen sogar deutlich steigen.

Die Gründe dafür sind vielschichtig. So steigen die Haushaltszahlen in Deutschland bis mindestens 2020, unter anderem, weil immer mehr Bürger allein leben. Zudem leben die Menschen länger und verweilen damit auch länger in ihren Wohnungen. Gleichzeitig steigt die dabei beanspruchte Wohnfläche, sie beträgt heute in Westdeutschland bereits 46 Quadratmeter pro Kopf. Und last but not least entsteht Ersatzbedarf durch den Abriss von Wohnungen, die in Zuschnitt und Komfort nicht mehr den geforderten Standards entsprechen.

„In Nordrhein-Westfalen müssten, um diese Entwicklungen abdecken zu können, jährlich 70.000 Wohnungen neu gebaut werden“, erklärt Dr. Christian Schröder von der LBS West. Im laufenden Jahr sind es aber nicht einmal mehr 50.000, der tiefste Stand seit annähernd 20 Jahren.

Die Schere zwischen Bedarf und Angebot geht damit weiter auseinander. Zwar sind nicht alle Regionen gleich betroffen. In den besonders bevorzugten Gebieten – Schwerpunkte sind die Rheinschiene, das Münsterland und der Raum Bielefeld – wird der Mangel über kurz oder lang aber zu deutlichen Preissteigerungen bei Immobilien und Mieten führen. Insbesondere für Familien mit Kindern keine verlockende Aussicht.

Tragende Säule des verbliebenen Wohnungs-baus sind seit Anfang dieses Jahrtausends die Eigenheime: 2000 wurden erstmals seit vielen Jahren wieder mehr Ein- und Zweifamilienhäuser als Etagenwohnungen gebaut. Im Schnitt sind es in NRW jährlich 30.000, gegenüber nur 20.000 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Erste Anleger – vor allem auch ausländische – haben das gemerkt und investieren vor allem in gebrauchte Wohnungen.

Aber auch der Privathaushalt tut gut daran, in die eigene Immobilie zu investieren. Zwar gibt es seit Anfang des Jahres die Eigenheimzulage als Starthilfe vom Staat nicht mehr. Günstige Hypothekenzinsen und oftmals lukrative öffentliche Mittel des Landes NRW erleichtern dennoch den Einstieg in die einzige Altersvorsorge, die man sofort nutzen kann – das eigene Zuhause. Der Wegfall der Eigenheimzulage ist nach Einschätzung Schröders kein Grund, sein Bauvorhaben auf die lange Bank zu schieben: „Wir hoffen auf eine zeitnahe Nachfolgeregelung im Rahmen der privaten Altersvorsorge.“ Außerdem sind die Hypothekenzinsen derzeit noch extrem günstig und die Baupreise liegen auf dem Niveau von 1995, erklärt Schröder.

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