Konjunkturhilfen drücken Zinsen
Bauherren können Darlehen zu unter 5 Prozent aufnehmen

03.11.2008 15:10
Immobilienkäufer in Deutschland profitieren von anhaltend niedrigen Zinsen für Immobilienkredite. Wer sein Finanzierungspaket jetzt oder in den kommenden Monaten schnüren muss, muss nichts überstürzen. Die Konditionen für Darlehen verschiedenster Zinsbindungen schwanken zwischen 4,2 und 4,9 Prozent. Allerdings warnt der Baugeldvermittler HypothekenDiscount davor, auf deutlich niedrigere Preise für Immobilienkredite zu spekulieren.

Börsenstimmung, Leitzinsentscheidungen, Konjunkturprognosen und die Inflationsentwicklung treiben die Renditen in unterschiedliche Richtungen. Die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen und Pfandbriefe sind zwischen Mitte und Ende Oktober um 30 Basispunkte gefallen. Von dieser Entwicklung profitieren insbesondere Häuslebauer und Immobilienkäufer, da sich die Preise für Immobilienkredite maßgeblich an den Zinspapieren orientieren. "Es ist gut möglich, dass die Zinsen für Kredite noch etwas nachgeben. Allerdings werden Kreditinstitute das Zinsumfeld auch nutzen, um ihre in den vergangenen Jahren unter Druck geratenen Margen wieder etwas zu erhöhen", sagt Kai Oppel vom Baugeldvermittler HypothekenDiscount.

Die Lage auf den Finanzmärkten bleibt zunächst angespannt. Zögerlich nehmen nun auch private Geldinstitute in Deutschland das 500-Milliarden-Rettungspaket für die Finanzwirtschaft in Anspruch. Die schwer angeschlagene Automobilindustrie und die Baubranche sollen durch Steuererleichterungen für abgasarme Fahrzeuge, Abschreibungshilfen, die Weiterführung des Gebäudesanierungsprogramms oder Projekte für die Infrastruktur gestützt werden. Langsam kehrt sogar etwas Optimismus zurück: "Wir werden 2009 keine Rezession sehen, aber eine deutliche Abkühlung des Wachstums", prognostiziert DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun.

Für Entwarnung scheint es jedoch zu früh. Knackpunkte sind die tiefe Verunsicherung und Kaufzurückhaltung der Verbraucher sowie das noch immer starke Misstrauen der Banken untereinander. Nach wie vor sind die Finanzmärkte angeschlagen und die Geldversorgung schwierig. Außerdem steht die Finanzwelt weiterhin vor einer inversen Zinstruktur - kurzfristig geliehenes Geld wird teurer als langfristige Kredite. Das sehen auch die Notenbanken. In den USA hat die Federal Reserve reagiert und ihren Leitzins um weitere 50 Basispunkte auf 1,0 Prozent gesenkt. Und es gilt als ausgemachte Sache, dass die Europäische Zentralbank in Kürze nachzieht. Der Konjunktureinbruch und die dramatisch sinkenden Rohstoffpreise - Öl ist unter die 70-US-Dollar-Marke pro Barrel (159 Liter) gerutscht - geben den Währungshütern neue Spielräume, um mit billigerem Geld die Märkte liquide zu halten. Die stark auf Preisstabilität ausgerichtete Notenbank sei inzwischen in der Position, die Zinsen zu senken "ohne die Inflationsrisiken mittelfristig zu erhöhen", sagt etwa EZB-Direktoriumsmitglied Jose´ Manuel Gonzales-Paramo. Erst Anfang Oktober hatten die Notenbanker ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent herabgesetzt.

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