Häuser der Zukunft
Wohlfühl-Wohnen im Kleinkraftwerk

Häuser der Zukunft

21.04.2010 13:30
In Regensburg soll ein ungewöhnliches, fünfeckiges Haus, das einem schwarzen Kristall ähnelt, schon jetzt den Standard für höchst energieeffizientes Wohnen im Jahr 2020 setzen. Das vor kurzem in einem idyllisch gelegenen Neubaugebiet mit Blick aufs nahe Donautal fertig gestellte „Haus der Zukunft“ spart nicht nur am Energieverbrauch, sondern funktioniert überdies wie ein Kleinkraftwerk, das aus Sonnenergie und Luft den Strom- und Wärmeverbrauch seiner Bewohner selbst produziert und sogar noch Geld mit der Netzeinspeisung von Elektrizität verdienen soll. Architekten, Studenten und Handwerksfachbetriebe aus Ostbayern haben im Auftrag der österreichischen Sonnenkraft-Gruppe dieses zukunftsweisende „Plus-Energiehaus“ realisiert: Der Entwurf stammt aus dem Büro des Regensburger Architekten Stephan Fabi. Mit der energetischen und architektonischen Grundlagenuntersuchung war der Fachbereich Architektur der Hochschule Regensburg befasst. „Unser Haus der Zukunft“, sagt der Architekt Fabi, „gehört international zur Spitzenklasse in der Gebäude-Energieeffizienz.“


Die auf Licht-, Lüftungs- und alternative Heizsysteme spezialisierte dänische VKR-Holding schrieb vor einiger Zeit unter ihren Tochterunternehmen – zu denen die Sonnekraft GmbH zählt – einen internen Wettbewerb aus: Die Aufgabe war, mit einem neu entwickelten Wohnhaus zu beweisen, dass Spitzen-Energieeffizienz, ein Höchstmaß an Wohnqualität und anspruchsvolle Architektur keine Widersprüche sind. Eines der ersten von insgesamt acht dieser Haus-Prototypen steht nun in Regensburg. Bauherr war die in der oberpfälzischen Bezirkshauptstadt ansässige deutsche Sonnenkraft-Niederlassung, die in Regensburg auch gleich den passenden Architekten fand: Stephan Fabis Büro legt großen Wert auf hochwertige, energieeffiziente Architektur. In enger Zusammenarbeit mit der Regensburger Hochschule kam ein Wohnhaus zustande, das es in dieser Art noch nicht gab. Fabi entwarf einen Baukörper mit fünf Seitenwänden, um eine optimale Lage zum Lauf der Sonne zu ermöglichen. Die nach Süden und Westen ausgerichteten Hausfronten sind im Erdgeschoss von der Decke bis zum Boden mit großflächigen, hoch dämmenden Fenstern verglast. Das im Winter eingefangene Sonnenlicht erwärmt die Innenwände des Hauses und spart somit schon mal einen Teil der sonst nötigen Heizenergie. Im Sommer werden die Glasfronten mit automatisch absenkbaren Lamellen abgeschattet.

An der steil stehenden Dachkonstruktion sind ebenfalls an den Süd- und Westseiten 55 Quadratmeter umfassende Photovoltaik-Module installiert, deren Ausbeute nach den Berechnungen des Architekten den Strombedarf des Hauses bei weitem übertreffen wird. Durch die Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz werden die künftigen Bewohner also auch noch Geld mit ihrem Haus verdienen können – je sparsamer sie Licht und Elektrogeräte einsetzen, umso mehr Geld werden sie vom örtlichen Netzbetreiber erhalten. Zudem sind in dem ungewöhnlichen Haus überall Energiesparlampen, darunter äußerst verbrauchsarme LED-Leuchten, installiert. Auch bei den Pumpen wurden die sparsamsten Modelle verwendet.

Nicht nur in der Stromversorgung ist das „Haus der Zukunft“ völlig autark – auch in der Wärmeerzeugung ist das Gebäude unabhängig: Eine Luft-Wärmepumpe sorgt zusammen mit einer 25 Quadratmeter großen Fläche von Solar-Wärmekollektoren für optimale Raumtemperaturen, die über ein Fußboden-Heizsystem gesteuert werden. Im Sommer kann die Luft-Wärmepumpe zur Kühlung der Räume eingesetzt werden. Und überdies sorgt ein ausgeklügeltes Lüftungssystem ganzjährig für Wohlfühl-Atmosphäre.

Wichtig war es dem Architekten, die Wärmetechnik so auszulegen, dass das Haus ohne komplizierte Gebrauchsanleitung genutzt werden kann. In vielen bisherigen Energiesparhäusern, die mit Luft- oder Boden-Wärmepumpen beheizt werden, sollen die Bewohner mit Rücksicht auf die komplizierte Luftzirkulation im Winter die Fenster nicht öffnen. Das autarke Kleinkraftwerk des „Hauses der Zukunft“ ist hingegen so ausreichend bemessen, dass zeitweilig geöffnete Fenster und Türen auch im Winter kein Problem darstellen.

Zusätzlich zum technischen Charme des Hauses, in dem keinerlei Betriebskosten für Strom und Wärme anfallen, gesellt sich auch noch eine besonders freundliche, helle, leichte Architektur in allen Räumen – die bei Bedarf durch versetzbare Innenwände vergrößert oder verkleinert werden können.

Der Architekt Stephan Fabi betont, dass im „Haus der Zukunft“ ausschließlich Systeme installiert wurden, „die es auf dem Markt gibt, nur haben wir sie neu zusammengefügt. Es war ein wichtiger Aspekt, dass wir keinen extrem teuren Prototypen schaffen, das Haus soll finanziell erschwinglich und technisch leicht nachbaubar sein“. Durch die Mehrkosten, die für die Energieautarkie des 175 Quadratmeter Wohnfläche bietenden Gebäudes aufzubringen waren, verteuerte sich das „Haus der Zukunft“ um zehn Prozent – im Vergleich zu einem Neubau nach dem derzeitigen hohen KFW-Energieeffizienzstandard 55.

Während das einzigartige Gebäude nun zum Kauf angeboten wird und sich schon einige Interessenten gemeldet haben, ist der fünfeckige schwarze Wohnkristall derzeit ein beliebtes Besichtigungsobjekt: Politiker, Mitglieder von Organisationen, Besucher von Volkshochschulen und Architekturstudenten wollen sich in Regensburg ein Bild vom energiesparenden, klimafreundlichen Wohnen der Zukunft machen. Und auch wissenschaftliches Interesse weckt das ungewöhnliche Wohnhaus: Fachleute des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme in Freiburg werden die Funktion, den Energieverbrauch und die geldbringende Stromausbeute des „Hauses der Zukunft“ zwei Jahre lang beobachten.

Quelle: OBX-News - PR Agentur / Stadtmarketing Regensburg GmbH
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