27.09.2011 10:00Landau an der Isar. Wenn Franz Rebl jun. in einem weißen oder grauen Haus wohnen würde – irgendwie wäre die Geschichte nicht stimmig. Doch der 37-Jährige, deutschlandweit als „Rebell unter den Malermeistern“ bekannt geworden, setzt auch privat auf fachliche Herausforderungen. Seit kurzem wohnt er mit seiner Familie in einem tiefschwarzen Haus mit Glimmer-Effekten und einem goldenen Dach. Ein echter Hingucker in Rebls Heimatstadt Landau an der Isar.
„Die Fassade ist einzigartig und wurde so bisher noch nie ausgeführt“, erklärt er sein tiefschwarzes Eigenversuchs-Projekt. Lange saß Rebl an den Planungen, bei denen vor allem fachliches Know-how gefragt war. Denn an dunklen Fassaden geht es schnell heiß her: Beim Einsatz von Farbtönen mit einem Hellbezugswert unter 20 kann es bei starker Sonneneinstrahlung an der Oberfläche zu enormen Temperaturspitzen kommen. 90 Grad Celsius sind keine Seltenheit – ein äußerst kritischer Temperaturbereich, bei dem sowohl Dämmschicht als auch Putz Schaden nehmen können.
Putz mit Carbonfasern verstärkt
Um dies zu verhindern, hat Franz Rebl spezielle Anschlusslösungen erarbeitet. Ein mit Carbonfasern verstärkter Putz soll den Materialausdehnungen und den damit verbundenen Spannungen bei starken Temperaturunterschieden Stand halten.
Auch bei der Dämmung des Hauses mussten mit einem 14 Zentimeter dicken Vollwärmeschutzsystem individuelle Schritte erarbeitet werden. Für die ungewöhnliche Optik wurden 300 Liter tiefschwarze und 40 Liter goldene Farbe in jeweils zwei Schichten aufgetragen. Das ebenfalls hitzebeständige Kristall Siliciumcarbid wurde in den letzten Anstrich eingeblasen und sorgt – je nach Lichteinfall – für unterschiedliche optische Effekte. „Eine Woche lang haben die Maler am ganzen Körper geglitzert und mussten ihren Ehefrauen Rede und Antwort stehen“, schmunzelt Rebl.
Bei der Planung seines Hauses hat der Malermeister nichts dem Zufall überlassen – die Farbe Schwarz zieht sich bis ins kleinste Detail der Architektur: Von den Fenstern und Jalousien über die Eingangstüre bis hin zur Garage mit dem goldfarbenen Boden und den schwarzen Kunstwerken an der Wand. Selbst der Swimmingpool überrascht mit Glimmer-Effekten. Seit 20 Jahren in der Malerei tätig, hat Franz Rebl viele außergewöhnliche und exklusive Häuser gesehen. Und so setzte sich das Bild seines Traumhauses, welches er komplett selbst geplant und konzipiert hat, Stück für Stück zusammen. „Ich wollte etwas Besonderes bauen, ein Haus, das sich von anderen abhebt“, erzählt er. Durch die fertige Planung konnte das Projekt nach einer Bauzeit von nur zehn Monaten komplett fertig gestellt werden.
Alles andere als gewöhnlich ist auch der Innenbereich des Hauses. Nicht fehlen darf natürlich ein Portrait des Heidelberger Künstlers Carsten Kruse. Mit ihm hat Franz Rebl die bunten Häuser in Regensburg und München geschaffen und damit bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Jetzt ziert eine übergroße, lachende Comic-Figur in den unterschiedlichsten Farben und Schattierungen den Treppenbereich. Und auch im Kinderzimmer von Töchterchen Paulina hat sich der Künstler verewigt. In allen Räumen setzt der Hausherr auf besondere Akzente. Etwa im Schlafzimmer, wo eine goldfarbene Tapete mit Ornamenten, umrahmt von einer goldenen Stuckleiste, die Decke des Raumes schmückt. Viele Zimmer wirken auf den Betrachter dreidimensional. Hier wurde die noch relativ neue Lucento-Farbtechnik eingesetzt, welche glatten Wandflächen einen besonderen Oberflächeneffekt mit dreidimensionaler Tiefenwirkung verleiht.
Seit einigen Wochen wohnen Franz Rebl und seine Familie im neuen Eigenheim und fühlen sich nach eigenen Angaben rundum wohl. Die Menschen in Landau an der Isar mögen die Projekte des Malermeisters. Am Anfang gab es einen regelrechten Besucheransturm – viele wollten sich das schwarz-goldene Domizil aus der Nähe anzuschauen. „Bei uns gibt es keine Gestaltungssatzung“, sagt Bürgermeister Josef Brunner. „Für die Landauer Hausbesitzer gilt die größtmögliche Gestaltungsfreiheit bei der Farbwahl.“
Doch das ist nicht überall so. Als Franz Rebl zusammen mit Carsten Kruse vor zwei Jahren das Rebl-Haus in Regensburg, einst ein typischer Zweckbau aus den 70er Jahren, gestaltete, gab es großen Ärger mit der Stadt. „Das endete fast vor Gericht, nachdem ich die Anordnung nicht befolgt hatte, das bunte Pop-Haus wieder umzustreichen“, erinnert sich Rebl. Schließlich aber beugte sich die Stadt Regensburg dem Druck der Bevölkerung, welche das bunte Haus liebte.
Das bunteste Haus Deutschlands
Mittlerweile hat Franz Rebl viele Privat- und Geschäftshäuser verschönert – unter anderem auch eine Straßenbahn in Köln oder vor kurzem seinen Firmensitz im Münchner Stadtteil Allach. Das gut 100 Jahre alte Gebäude mit den explodierenden Gesichtern gilt derzeit als das bunteste Haus Deutschlands. Die Resonanz ist durchwegs positiv. So ist von „Kunst vom Feinsten“, oder von Vergleichen mit Hundertwasser zu lesen. Angst vor Nachahmern hat Franz Rebl nicht. „Langfristig gesehen wird sich ein spielerischer Einsatz von Farbe an Bauwerken durchsetzen“, ist er überzeugt. Und als „Rebell unter den Malermeistern“ wird er sicherlich einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung haben.
Quelle: openPR