21.03.2012 08:00BERLIN. "Weiße Wannen sind heute nicht mehr teurer als schwarze. Sie sollten deshalb längst Standard sein", fordert Dipl.-Ing. Klaus-Dieter Hammes, Bausachverständiger im Verband Privater Bauherren (VPB) und Leiter des VPB-Büros Aachen. "Aber das Gegenteil ist der Fall. Immer noch bekommen viele Bauherren einen konventionellen Keller unter ihr Haus und plagen sich jahrzehntelang mit drückendem Grundwasser. Manche Schlüsselfertiganbieter sind offenbar nicht Willens, sich dem Stand der Technik anzupassen."
Baufachleute unterscheiden beim Kellerbau zwischen sogenannten weißen und schwarzen Wannen. Schwarze Wannen sind Keller mit Betonbodenplatte und gemauerten Außenwänden, die vor dem Befüllen von außen mit einem schwarzen Bitumenanstrich oder einer Schweißbahn vor Feuchtigkeit geschützt werden. Die Konstruktion verdankt ihren Namen der teerfarbenen Oberflächenbeschichtung, die aber meist nur etwa 30 Jahre lang hält. Weiße Wannen sind rundum geschlossene Konstruktionen, bei denen alle Teile aus hochwertigem, wasserundurchlässigem Beton bestehen. Experten bezeichnen das Material auch als WU-Beton. Seine Lebensdauer liegt bei 60 bis 80 Jahren.
"Weiße Wannen sind dort unentbehrlich, wo Wasser von unten oder seitlich auf die Kellerwände oder die Bodenplatte drückt, und das ist fast überall der Fall", weiß Bauingenieur Hammes aus Erfahrung. Eine der Ursachen ist der steigende Grundwasserspiegel - weil inzwischen weniger Trinkwasser entnommen wird als noch vor einigen Jahren. Außerdem darf vielerorts die Drainage, die Regenwasser vom Haus wegleiten soll, nicht mehr ans Kanalsystem angeschlossen werden. Das nicht abgeleitete Wasser drückt dann als aufstauendes Sickerwasser ebenfalls auf die Kellerwände.
Weiße Wannen sind sogenannte monolithische Bauwerke. Sie bilden Tragkonstruktion und Abdichtung in einem. Weil sie aus einem Guss sind, lassen sie sich auch relativ leicht konstruieren. Zumindest theoretisch. "Tatsächlich können die wenigsten Firmen eine weiße Wanne bauen", kritisiert Bausachverständiger Hammes. Zur Planung der weißen Wanne muss zunächst der Untergrund sorgfältig untersucht werden. Ohne Bodengutachten geht das nicht. Das liefert die Daten, die die Planer benötigen, um die Bauteile und deren Bewehrung exakt zu berechnen.
Problematisch ist nach VPB-Erfahrung auch die Umsetzung. "Vor allem beim Gießen des Betons werden immer dieselben Fehler gemacht", beobachtet der Ingenieur. Damit die Stahleinlagen im Beton am richtigen Platz liegen, müssen sie vor dem Betonieren mit Abstandshaltern fixiert werden. Dazu sind nur bestimmte Kleinteile aus Kunststoff oder zementgebundene Abstandshalter zugelassen. "Viele Schlüsselfertiganbieter nehmen aber, was sie gerade auf dem Hof herumliegen haben. Das ist unzulässig und führt zu Schäden an der Konstruktion." Entdeckt werden solche Nachlässigkeiten nur, wenn die Baustelle regelmäßig vom unabhängigen Sachverständigen kontrolliert wird.
Ein weiteres Problem ist die richtige Zusammensetzung des Betons. Damit er wasserdicht wird, müssen Zuschlagstoffe eingearbeitet werden. "Auch das wird oft falsch gemacht. Die Zuschlagstoffe werden zu gering dosiert und falsch eingesetzt", beobachtet Klaus-Dieter Hammes.
Resultat ist minderwertiger Beton, der Druckwasser nicht standhält. Auch bei der notwendigen Nachbehandlung des WU-Betons hapert es. Die Baufirmen schütten den Beton ein, rütteln dann nicht nach, obwohl die korrekte Verdichtung natürlich Voraussetzung für die Wasserundurchlässigkeit ist. Unterlassen wird oft auch das Abdecken des Betons während des Abbindens. "Das ist aber notwendig, denn der Beton entwickelt wegen seiner chemischen Zusammensetzung während der ein- bis zweitägigen Trockenphase, der sogenannten Hydratation, enorme Temperaturen. Wird dann nicht sorgfältig gearbeitet, kommt es zu Spannungen und Rissen." Auch das beobachten VPB-Berater immer wieder.
"Obwohl es für den Bau wasserundurchlässiger Keller seit Jahren technische Richtlinien gibt, beherrschen die meisten Schlüsselfertiganbieter bis heute die Technik nicht", kritisiert Bausachverständiger Hammes. "Bauherren sollten sich also lieber nicht auf ihr Glück verlassen, sondern den unabhängigen Sachverständigen mit der regelmäßigen Kontrolle ihrer Baustelle beauftragen, damit sie nachher auch wirklich einen wasserdichten Keller bekommen."
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